Das Konservatorium – Kramgasse 36

Wo heute das Konservatorium für Musik steht, wurde früher Fleisch verkauft. Eine offene Halle mit Fleischbänken von Berner Metzgern zog sich von der Kramgasse bis an die Metzgergasse (heute Rathausgasse). Eine Abzweigung des Stadtbaches durchfloss sie und ermöglichte deren Reinigung. Das heutige Schaalgässchen erinnert noch daran.

Aber die Fleischschaal mit ihren Gerüchen und herumlungernden Hunden war den Zeitgenossen schon im 19. Jahrhundert ein Dorn im Auge. Sie passte immer weniger zum Bild der schönen Gasse, in der moderne und elegante Geschäfte entstanden. Um 1910 verwaisten die Fleischbänke. Verschiedene Projekte befassten sich mit einer Neugestaltung. Eines davon galt dem Ausbau einer modernen Markthalle.

Schliesslich entstand ein Neubau für das Konservatorium für Musik, das damals am Münsterplatz untergebracht war und aus allen Nähten platzte. Es wurde 1940 an der Kramgasse 36 eingeweiht. Seine Architektur wurde sofort heftig kritisiert. Die Gestaltung der Fassade mit der schwebenden Muse war ein Fremdkörper im Gassenbild. Das sensibilisierte die Denkmalpfleger und Kunsthistoriker. Fortan durfte keine Fassade mehr verändert oder ergänzt werden.

Das Konservatorium bildete Kinder und angehende Berufsmusiker sowie Schauspieler aus und brachte viel Leben in die Gasse. Es florierte, und bald mangelte es wieder an Platz. Im Jahr 2002 zog die Berufsschule weg. An der Kramgasse verblieb die Musikschule für Kinder und Erwachsene. Fast jedes Instrument kann hier gelernt werden. Rund 100 Lehrer stehen zur Verfügung. Im grossen Konzertsaal finden nicht nur Schüleraufführungen, sondern oft auch namhafte internationale Konzerte statt.

Siehe auch:
Musikschule Konservatorium Bern

Konservatorium für Musik – Kramgasse 36
Konservatorium für Musik – Kramgasse 36