Die Wasserversorgung Berns ist schon bei der Stadtgründung 1191 geplant und ausgeführt worden. Das Quell- bzw. Trinkwasser wurde als Stadtbach mitten durch die Hauptgassen, also auch durch die Kramgasse, geführt. Das Schmutzwasser hingegen wurde unter den Häusern bzw. früher zwischen den Häusern abgeführt in sogennannten Ehgräben.

Der Stadtbach floss offen bis 1890. Weil damals das Tram vom Bahnhof zum Bärengraben durch die Kramgasse fahren sollte, wurden Tramschienen verlegt und der Stadtbach zugedeckt. Erst 2005, anlässlich der Gassensanierung, legte man den Stadtbach wieder frei, sodass er wie früher die Mittelachse der Gasse bildet. Allerdings wurde er zur Sicherheit der Fussgänger und des motorisierten Verkehrs grösstenteils mit Gittern abgedeckt, nur kurze Teile vor und nach den Brunnen sind geöffnet. Die Frage, ob der Stadtbach heute offen oder geschlossen geführt werden soll, erhitzt die Gemüter vehement. Die Stimmen für die eine oder andere Meinung halten sich in etwa die Waage.

Der Stadtbach speist allein in der Kramgasse drei Brunnen, die für das soziale Leben zentral waren, sowohl für die Wasserversorgung der Haushalte, für die Tiere und die Handwerker, aber auch für die Feuerwehr.

Bis etwa 1870 Jahren trafen sich an den Brünnen die Frauen und Dienstmägde, die in grossen Kupfergeschirren das Wasser für den Haushalt holten. Da stellte sich auch der Wasserträger ein, der in einer hölzernen oder kupfernen Brente das Wasser gegen geringen Lohn in die Wohnungen trug. An so genannten «Südeltrögen», kleineren Vorbecken, wuschen die Küfer ihre Fässer und Flaschen, in grossen Bottichen wurde das Leinenzeug rein gewaschen, Fuhrleute tränkten ihre Pferde, und der Bauer, der ein Stück Vieh zu Markte trieb, machte am Brunnen einen Halt.

Neuigkeiten, Familienklatsch und Gerüchte schossen ins Kraut, und im Nu konnte eine Kleinigkeit, die am obersten Stadtbrunnen verhandelt wurde, beim untersten die Ursache einer Zankerei sein.

Nachdem aber 1868 Druckwasserleitungen das Wasser in die Wohnungen beförderten, nahm das Interesse der Anwohner an den Brunnen zusehends ab, nicht aber deren Ansehen bei Besucherinnen und Besuchern und Kulturfreunden.

Zähringerbrunnen
Zähringerbrunnen

Der Zähringerbrunnen

Der 1542 errichtete Zähringerbrunnen zuoberst an der Kramgasse erinnert an Berns Gründer. Das Standbild zeigt einen aufrecht stehenden Bären im Turnierschmuck. Mit der rechten Vordertatze hält er ein Löwenwappen-Banner, seine linke Tatze stützt sich auf einen mit einem steigenden Löwen gezeichneten Schild, und im Gürtel stecken zwei Schwerter. Banner und Schild zeigen in Rot einen goldenen Löwen, das irrtümlicherweise den Zähringern zugeschriebene Wappen. In Wirklichkeit führte Berchtold V. in Gold einen roten Adler.

Der untere Teil der Brunnensäule ist mit Akanthusblättern verziert. Das Kapitell zieren vier geschwänzte Meermännchen und Jungfreuen unter den vorspringenden Plattenecken, die von vier Inschrifttafeln voneinander getrennt sind:

«Berchtholdus Dux Zeringen Bernam», «Liberam Conditit Anno MCLXXXXI», «BERCHTOLD HERZOG VON ZERINGEN HAT DIE», «STATT BERN GESTIFT IM JAHR 1191».

Der Simsonbrunnen

In der Mitte der Kramgasse, auf der Höhe des Schaalgässchens, vor dem heutigen Konservatorium, steht der 1527 geschaffene Simsonbrunnen. Der mit einem Brustpanzer bekleidete und den Kinnhaken am Gurt tragende Simson reisst dem Löwen den Rachen auf.

Simson gilt als Sinnbild der Kraft und bedeutet für die christliche Welt dasselbe was Herakles für die griechische. Simson, der mit blossen Händen Tiere bändigen kann, trägt neben dem Kinnhaken (Eselskinnbacken) ausserdem ein Metzgerbesteck. Möglicherweise haben die Metzger diesen Brunnen gestiftet. Denn die Metzger pflegten ihr Fleisch in der Schaal zu verkaufen, einer Art Markthalle, die an der Stelle des heutigen Konservatoriums von der Kramgasse bis an die Rathausgasse (ehemals Metzgergasse) reichte. Der Schlachthof befand sich gegenüber des Ausgangs Metzgergasse (Rathausgasse), im heutigen Theater Schlachthof.

Der Simsonbrunnen ist eine Replik, die ihrerseits 2005 restauriert wurde. Das durch mehrmaliges Versetzen zugunsten der öffentlichen Verkehrs stark beschädigte Original befindet sich im historischen Museum.

Simsonbrunnen
Simsonbrunnen

Der Kreuzgassbrunnen

Der klassizistische Pfeilerbrunnen an der Kramgasse wurde 1778 von Werkmeister Erasmus Ritter erbaut.

Der Brunnen stellt eine in verkleinertem Massstab ausgeführte Kopie des Brunnens vor dem Pantheon in Rom dar. Der Obelisk trägt als Abschluss eine mit Rosetten und Tuchgehängen verzierte Urne. Die verschlungenen Delphine rund um die Wasserröhren erinnern an den Fischmarkt, der früher an diesem Platz abgehalten wurde.

Siehe auch: Brunnen in Bern (Wikipedia)